Neu Delhi

30.10.:

Wer hat’s erfunden?

Die Fahrt nach Neu-Delhi dauert etwas länger, so bleibt nur noch Zeit für die Besichtigung des Qutb-Minar. Dieser 72,5 Meter hohe Turm, eine Siegessäule, soll vom afghanischen Eroberer Muhammed-e-Ghur und seinen Nachfolgern bis 1368 erbaut worden sein und gilt als eines der wichtigen Baudenkmäler des Islam in Indien. Unser Guide bezweifelt jedoch diese offizielle Geschichtsschreibung der Sieger. Er findet es u.a. merkwürdig, dass der Turm auf einer umgestülpten Lotosblüte steht und auch sonst die Struktur einer Lotosblüte hat, ein typisches hinduistisches Baumerkmal. Seine Theorie, die auf rund 20 Indizien aufbaut, wird von offizieller Seite nicht aufgegriffen – man befürchtet wohl zu Recht, dass dies das sensible Verhältnis zwischen Mohammedanern und Hindus negativ beeinflussen könnte.



Unser Hotel liegt in Karol Bagh, nicht unbedingt eine der besten Gegenden und auch nicht unbedingt ein Spitzenhotel, aber eines der wenigen mit einem Parkplatz. Hinter dem Hotel die Einkaufsstraße Karol Bagh. Skurril: Da gibt es zum einen Geschäfte, davor links und rechts eine Reihe Straßenstände und außerdem kommen im 10-Sekunden-Rhythmus Straßenhändler vorbei. Hinzu kommen noch Myriaden von Bettlern. Ein vielleicht 6-jähriger Junge umklammert z.B. ein Bein von mir und will mich nicht mehr loslassen. Hier wird viel Schrott angeboten, man kann aber auch gute Geschäfte machen. T-Shirts oder Krawatten für einen Euro? Kein Problem. Trotzdem lasse ich mich möglichst bald von Scotti wegbeamen, ist mir zu "indisch".


31.10.:

Von Hindus, Sikhs und Moslems

In Delhi gibt es natürlich auch etliche Sehenswürdigkeiten, die man besucht haben muss. So das beeindruckende Mausoleum von Humayun, Prototyp aller später errichteten Mausoleen, also auch des Taj Mahal. Die Freitagsmoschee ist die größte Indiens. Theoretisch hat man von einem seiner Minarette die beste Sicht auf die Stadt. Aufgrund des Smogs sieht man allerdings keine 50 Meter weit. Durch die Lage auf einem kleinen Hügel mitten im Basar ist sie sehr beeindruckend.



Beeindruckend auch der Sikh-Tempel Gurdwara Bangla Sahib mit seinem quadratischen Tempelteich, seiner Ruhe, seiner friedvollen Stimmung. Ein Sikh führt uns herum, beim Verlassen gibt es eine Süßigkeit für jeden. Draußen, vor dem Tempel, spiegeln sich die goldenen Kuppeln im Wasser des Teiches. In den deutschen Medien bekommt man immer nur etwas von den extremistischen Sikhs zu hören, aber nicht vom friedfertigen Otto Normal-Sikh, der fast immer der indischen Mittel- oder Oberschicht angehört.


Eindrucksvoll auch Raj Gat, wo die wichtigsten politischen Führer des unabhängigen Indiens verbrannt wurden und wo Gedenksteine an sie erinnern. Besonders beeindruckend die Stimmung am schwarzen Marmorblock, der an Mahatma Gandhi erinnert, den wohl bekanntesten Inder, dessen Ideale im heutigen Indien aber leider fast nichts mehr gelten. Schon fast pervers mutet es an, dass 100 Meter von dieser Stelle entfernt, die an diesen friedfertigen Mann erinnern soll, Spielzeug-Maschinengewehre verkauft werden. Wahrscheinlich besser so, dass die Toten bei den Hindus verbrannt werden, Gandhi würde sonst wahrscheinlich in seinem Grab rotieren.

An Gandhi erinnert auch der 1938 von ihm eingeweihte Lakshmi-Narajan-Tempel, der von dessen Freund, dem Industriellen Birla, gestiftet wurde. Dieser aus rotem Stein errichtete Tempel war der erste in Indien, der allen Kasten offen stand(!).

Um 10:30 Uhr heißt es, Abschied nehmen von den anderen, die zum Flughafen müssen.